Auszug aus dem Kapitel „Geschützter Raum -Vorklasse“
Kinder, die die Vorklasse besuchen, haben häufig Mißerfolgserlebnisse erfahren und leiden oft unter einem daraus resultierenden schwachen Selbstwertgefühl, sowie einer geringen Frustrationstoleranz z. B.
„… bis zu den Herbstferien war Florian in der ersten Klasse. Er beteiligte sich nicht am Unterricht, musste häufig wegen starker Bauchschmerzen vorzeitig abgeholt werden, musste ständig auf die Toilette, hob schützend seine Arme um den Kopf und machte sich ganz klein, wann immer er angesprochen wurde; kurzum er war ein unglückliches Kind geworden …“
Sorgfältig abgestimmte Lernsituationen, die Kinder fordern, aber nicht überfordern, lassen über kleinere Erfolgserlebnisse ihr Selbstvertrauen stärken und im Umgang mit neuen Anforderungen sicherer werden.
„… Florian stellt zu hohe Ansprüche an sich selbst; wenn er vermutet, dass er nicht als Bester abschneiden wird, verweigert er. Beim Sport und beim Spielen mit Gewinnern haben wir versucht – mit dem unausgesprochenen Einverständnis der Vorklasse – häufig ein bisschen zu schummeln, um ihm das Gefühl zu geben, zu gewinnen. Seine Toleranzschwelle hat sich ganz allmählich erhöht; er traut sich immer mehr zu und wird immer sicherer…“
Auch ist die Arbeit in ihrem Fortschreiten eng an das Tempo der einzelnen Kinder angepasst, eine Vorgehensweise, die im Regelunterricht der 1. Klasse schwer möglich ist, da hier neue Inhalte rascher aufeinanderfolgen müssen, um die Ziele des Lehrplanes zu erreichen. Selbst individuelle Förderstunden würden die nicht schulfähigen Kindern nicht – oder nur mit unverhältnismässig großer Anstrengung – die Klassenziele erreichen lassen, weil Differenzierung nicht das Nachholen basaler Erfahrungen ersetzen kann. Den Kindern fehlt die Zeit, Entwicklungsschritte aufzuarbeiten.